hoffmann

portfolio 1972-76

henryk stażewski

1977

silkscreen on paper, cardboard

60 × 60 × 3 cm
1′ 11 1016″ × 1′ 11 1016″ ×  1 18

edition hoffmann

edition of 100 + 20 e.d’a.

signed, dated and numbered

6-part portfolio


publisher: edition hoffmann

text: ryszard stanislawski

design/layout: edition hoffmann

printer: edition hoffmann

7000 € incl. VAT

henryk staźewski gehört zu den europäischen künstlern, denen es zu verdanken ist, daß die inneren voraussetzungen der rationalen kunst nicht als nachlaß dieser oder jener episode der künstlerischen kultur, nicht als vermittlung einer heroischen epoche erscheinen, sondern als ein werk mit den eigenschaften einer bestimmten entwicklungskontinuität.

er gehörte seit 1923 zur heroischen epoche, als mitbegründer des tatkräftigen kerns der polnischen avantgarde, die einen lebhaften kontakt sowohl mit den sowjetischen konstruktivisten und mit malewitsch, dem begründer des suprematismus unterhielt, als auch mit den zentren des westlichen europa, mit den gruppen „de stijl“ und „cercle et carré“. mit anderen brachte henryk staźewski die zeitschrift dieser gruppe „blok" - die zeitschrift mit ideologisch-künstlerischen inhalten und mit dem system des seitenumbruchs - auf das höchste niveau.
ihm gelang es, dank persönlicher kontakte in paris, bilder von arp, leger, vantongerloo, vordemberge-gildewart, ernst und anderen, als stiftungen für die internationale sammlung der modernen kunst im museum sztuki in lodź zu ermöglichen.

staźewski selbst war in der zweiten hälfte der 20er jahre geistig dem neoplastizismus am nächsten. auch er setzte als regel, daß die „abstrakte kunst aufhört deskriptiv zu sein, daß sie mit reinen plastischen mitteln operiert. sie ist ein äquivalent der natur und ihr ziel ist das bild, das seinen eigenen, streng bestimmten prinzipien unterliegt. das einzige ziel der neuen, abstrakten kunst ist der ausdruck von prinzipien, die die dinge und das dasein leiten." (blok, nr. 8-9, 1924). glaubt staźewski nach jahren weiterhin daran, daß sich die gesetze, die die dinge und das dasein leiten, stufenweise aufdecken lassen und daß tatsächlich die kunst das mittel zu diesem ziele ist? ob dieses maximalistische programm bestehen kann, das - wie paradox - von dem eigenartig romantischen vertrauen zeugt, was alles der künstler imstande sei mit seinem geist zu vollbringen, bestehen kann angesichts der vielen richtungen, die sich seit jenen jahren über die kunst wälzen. die antwort auf diese frage gibt das werk des künstlers das sich seit jener zeit bis zur zweiten hälfte der 70er jahre entwickelte; dies verfolgen wir, seine freunde, mit großer bewunderung. staźewskis arbeiten aus den letzten jahren sind durch konsequenten zusammenhang zwischen den theoretischen voraussetzungen und der praxis gekennzeichnet: durch die bis zum äußersten vereinfachte festsetzung der inneren und unveräußerlichten regeln.

bevor er uns aufgrund theoretischer äußerungen die möglichkeit gegeben hatte, die regeln dieser entwicklung nachzuweisen, reduzierte staźewski immer, nach möglichkeit, alle zusätzlichen elemente, die das bild traditionell bedeckten.

so auch in den bilderstudien der chromatik, wo er die reihenkomposition gleichmäßig-farbiger quadrate bis aufs minimum reduzierte (um 1969).

dagegen in den reliefs, die eine höchst interessante analyse des „grenzraums“ zwischen der, dem anschein nach zufälligen streuung von ausgeschnittenen und aus der fläche in den raum hinausgeschobenen ebenen formen und der regel ihres geometrischen gleichen ausschnittes bilden, dort, in den reliefs reduzierte er die farbe bis zum reinen weiß, das nur durch reale schatten dieser formen gestört wird (um 1964).

dieser logische prozeß, der bis zum heutigen tage in den weißen bildern besteht, die nur eine zeichnung von senkrecht gesetzten, selten schrägen schwarzen linien bilden; dieser prozeß, der keinen monotonen verlauf hat, wurde einmal von dem autor mit folgenden worten ausgedrückt: „die frage der form hört auf zu bestehen, es erscheint das problem der beziehungen, proportionen, konstruktionen."

kann man, - ich wiederhole die frage-, das problem der proportion und konstruktion so herauspräparieren, daß man mit dem eigenen werk nur von ihnen auf eine maximal objektive art und weise sprechen kann?

man kann und man kann nicht - scheint staźewskis antwort zu sein. er präparierte einmal dieses problem in reiner form bis auf den effekt des immateriellen eines vergehenden werkes aus, als er 1972 am nachthimmel über wroclaw eine vorstellung von farbigen, beweglichen lichtscheinwerfern inszenierte. er versuchte dieses in vielen reihen von bildern zu machen.

heute aber ist er davon überzeugt, daß das fühlen der reinen proportion uns, den zuschauern, eigen ist, und kein ergebnis eines äußerst neutral geplanten, mathematisch gezeichneten bildes; es ist also die eigenschaft unserer individualität, die zu solchem betrachten fähig ist. wir aber, als darsteller dieser art von gefühl, drücken die tiefsten naturgesetze aus, die der welt als ganzem charakteristisch sind, der psychischen und materiellen, sichtbaren und unsichtbaren welt.

in dieser bedeutung ist das schaffen ein aufgreifen dessen, was am tiefsten ist, und das abstrakte schaffen ist dieses im vollkommensten grade.

ryzard stanislawski

works

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