die preisliste vom september 1985 vermerkt eine mappe von rupprecht geiger – "zahlen 0-9", das erscheinen verzögert sich bis herbst 1988. grund für diese verzögerung ist der perfektionsanspruch der edition. so lag die komplette edition in – gegenüber dem jetzigen format – halber größe in andrucken vor, als die entscheidung für das größere format fiel, das die wirkung der leuchtfarbe auf den blättern vergrößert. der druck der mappe gestaltete sich kompliziert, zunächst mußten die verschiedenen farben gemischt und angedruckt werden, heidi hoffmann rührte tagelang, oft bis zu den ellbogen im farbeimer, bis der richtige farbton gefunden war. die farben mußten nach öffnen der behälter sofort verbraucht werden, da leuchtfarben schnell eintrocknen, pausen in der herstellung eines blattes waren nicht möglich. die allmähliche aufhellung und der farbwertwechsel – der irisdruck – verlangten ständige kontrolle der veränderung der farbquantitäten und deren ausgleich.
so wurde zu dritt gedruckt: hans-jürgen und kyrill slusallek preßten zusammen den rakel über das sieb, heidi hoffmann kontrollierte die farbverteilung. der farbwert trockener leuchtfarbe ist in feuchtem zustand nicht genau zu erkennen, bei kunstlicht ist differenzierung noch schwieriger. bei nachtarbeit in der druckerei wurde eine ungemischte farbe benutzt, deren herstellerbezeichnung vom tatsachlichen farbwert abwich. morgens, als die farbe getrocknet war, lagen über hundertzwanzig bogen zu dunkel bedrucktes papier in den trockenständern.
jeder bogen zuvor eine sonderanfertigung für diese mappe. rupprecht geiger sah die komplette folge und war begeistert. als er gefragt wurde, ob er mit den zu dunkel gedruckten blättern, die für die mappe keine verwendung finden konnten, etwas machen wolle, sagte er sofort zu. nach wenigen wochen hatte er aus dem bedruckten bogen ein blatt "schwarzes rot" entwickelt, das als einzelblatt bei der edition erscheint. auf der detail-abbildung ist der wechsel von siebdruck zu acrylfarbe zu sehen. das blatt bildet einen sich langsam vermindernden kontrast zwischen der roten fläche und dem auf violett liegenden, fast schwarzen, nach oben hin roter werdenden rund ab.
ein bild, das eigentlich nicht vorgesehen war, ist entstanden. die arbeit der papiermacher, der druckfarbenhersteller und der menschen der edition hoffmann wäre ohne die bereitschaft rupprecht geigers zunichte gemacht worden. der sorgsame umgang mit dem material und der menschlichen arbeit hat in "schwarzes rot" gestalt angenommen.
jörg stürzebecher, 1989