hoffmann

in focus:

lily greenham – tendenziöse neo-semantik

im rahmen der frühen verlagspraxis der edition hoffmann erschien 1970 die schallplatte "internationale sprachexperimente der 50/60er jahre / tendenziöse neo-semantik 1970 (in englisch)". auf der a-seite der schallplatte liest lily greenham texte von visuellen/konkreten poeten und poetinnen elena asins, ronaldo azeredo, ilse & pierre garnier, max bense, gerhad rühm und anderen. auf der b-seite ist greenhams "linguale musik" zu hören. mit ihrer stimme als instrument werden wörter geschnitten, gespleißt, gepitcht und zerhackt, so dass nur noch klangfragmente übrig bleiben, die vom kontext ihrer traditionellen bedeutung isoliert sind. 2024 jährt sich greenhams geburtstag zum hundertsten mal. mit an art of living eröffnet der badische kunstverein im märz die erste umfangreiche ausstellung zum werk greenhams. zu diesem anlass werden die aufnahmen zusammen mit begleittext von lily greenham und archivmaterial auf der webseite der galerie zugänglich gemacht.

album back-cover: "international language experiments of the 50/60ies / tendentious neo-semantics 1970 (in english)" (1970)

albumcover, rückseite: "internationale sprachexperimente der 50/60er jahre / tendenziöse neo-semantik 1970 (in englisch)" (1970)

es scheint mir wesentlich den weg "zurück zur semantik" einzuschlagen. dies hat mehrere gründe; der wichtigste davon ist gezielte kommunikation ohne rücksichtnahme auf weder kommerzialisierte- noch "underground"- strömungen unserer epoche.

lily greenham, 1970

ein à propos:

" ...das wort semantik, hergeleitet vom griechischen adjektiv semantikos (was bedeutet, hindeutet, kennbar macht) bezeichnet das verhältnis zwischen der linguistischen form und dem damit einhergehenden geistigen prozess oder symbolismus beim sprechakt. allgemeiner formuliert ist die semantik die lehre der bedeutung der wörter, eine nebendisziplin der linguistik, eine wissenschaft die sich mit dem studium der sprache und der sprachen in allen ihren aspekten befasst (strukturen, geschichte, gegenseitige beziehungen sowie ihr verhältnis zu allen anderen formen des menschlichen benehmens)..." ––paul de vree in "akustische texte, ? konkrete poesie, visuelle texte", stedelijk museum, 1970

es scheint mir wesentlich den weg "zurück zur semantik" einzuschlagen. dies hat mehrere gründe; der wichtigste davon ist gezielte kommunikation ohne rücksichtnahme auf weder kommerzialisierte- noch "underground"- strömungen unserer epoche.

ob kunst oder nicht kunst, revolutionär oder reaktionär, engagiert oder nicht engagiert, wert-"voll" oder wert-"frei", neu oder alt, ist nicht mein anliegen.

dagegen finde ich es notwendig, dass jede künstlerische äusserung alles in frage stellt, eingeschlossen die "progressivsten konzepte". denn ein heute progressives konzept ist morgen schon konservativ, wenn es sich in der praxis nicht bewährt. falls es funktioniert, hat es aufgehört konzept zu sein.

mit meinen texten beabsichtige ich aufzuzeigen, wie absurd die täglich/monatlich/jährlich wechselnden "slogans" sind, wenn sie todernst genommen und zur "obsessiven richtschnur der aktion" werden.

dass ich in englisch schreibe erklärt sich folgenderweise: der einfache aufbau dieser sprache, ihre elementarität und die mehrdeutigkeit vieler wörter faszinieren mich. es ist meines erachtens fast unumgänglich durch den gebrauch der englischen sprache selbst, einen gewissen humor zu ent - wickeln. humor ist für mich das einzige "stable datum" dass von jeher alle "ismen" überlebt hat und weiterhin überleben wird. ––lily greenham

die auswahl der internationalen texte soll den hörer:innen strukturelle, phonetische wie dynamische variationen präsentieren.
verschiedene autor:innen mussten ausser acht gelassen werden, die begrenzte spieldauer einer platten seite in betracht ziehend.
den hörer:innen wird nahegelegt die texte als eine art "musik-stücke" (sound-poetry) aufzunehmen und die jeweiligen farbspektren der verschiedenen sprachen zu unterscheiden. den klangmodulationen der fremdsprachen sowie der menschlichen stimme folgend, werden sie entdecken, dass diese texte unabhängig vom verständnis ihrer semantik genügend strukturelle wie phonetische faszination projizieren, um interesse zu erwecken.

in focus: lily greenham – tendenziöse neo-semantik

lily greenham, internationale sprachexperimente der 50/60er jahre (1970), seite 1, 25:11 min

in focus: lily greenham – tendenziöse neo-semantik

lily greenham, tendenziöse neo-semantik 1970 (in englisch) (1970), seite 2, 22:17 min

sleve notes, front: "international language experiments..."

umschlagtext, vorderseite: "internationale sprachexperimente..."

sleve notes, back: "international language experiments..."

umschlagtext, rückseite: "internationale sprachexperimente..."

elena asisns's permission to use her writing for "internationale sprachexperimmente..."

elena asisns' freigabe zur verwendung ihres textes für "internationale sprachexperimente..."

edwin morgan thanks for receiving the record

edwin morgan bedankt sich für den erhalt der platte

pierre garnier's reply to the rights & permissions request

antwort von pierre garnier auf die nutzungsrechte anfrage

ernst jandl refers to his publisher luchterhand verlag

ernst jandl verweist auf seinen verlag luchterhand

lily greenham to adelheid hoffmann

lily greenham an adelheid hoffmann

mail order postcard for "international language experiments..."

bestell-postkarte für "internationale sprachexperimente..."

werke

hängt

gerhard rühm

hängt

1986

original-serigraphie auf papier

59.5 × 84 cm

edition hoffmann

auflage von 30 + #galeriehoffmann.de e.d’a.

anfragen

supported by the federal minister for culture and media, neustart kultur and stiftung kunstfonds

Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Gefördert durch Neustart Kultur
Gefördert von der Stiftung Kunstfonds